Im Sinne der partnerschaftlichen Arbeit ist immer auch Ziel 17 – Partnerschaften zur Erreichung der Ziele relevant!
In der ruandischen Sozial- und Bildungspolitik ist die Inklusion von Menschen mit Behinderung in Schule, Beruf und Gesellschaft seit mehreren Jahren ein hochaktuelles Thema. Die UN-Behindertenrechtskonvention wurde von Ruanda bereits im Jahr 2008 ratifiziert und das Verbot von Diskriminierung aufgrund von Behinderung ist in der Verfassung festgeschrieben. Das National Council of Persons with Disabilities (NCPD) hat im Juli 2013 einen Plan zur Inklusion von Menschen mit Behinderung aufgestellt, den es bis Juni 2018 umzusetzen gilt.
Der internationale Tag für Menschen mit Behinderung wird auch in Ruanda begangen, um das Bewusstsein innerhalb der Gesellschaft über Inklusion, Akzeptanz – aber auch über gegenwärtige Herausforderungen und Diskriminierung – zu stärken. Ziel der Arbeit des NCPD ist, dass Menschen mit Behinderung innerhalb der Gesellschaft die selben Möglichkeiten und Rechte wie Menschen ohne Behinderung erlangen.
Speziell zur Verbesserung der Bildungschancen für Kinder mit Behinderung wird aktuell viel getan. Die Inklusion von Kindern mit vor allem körperlichen, aber auch geistigen Behinderungen in Regelschulen wird an einigen Schulen bereits erfolgreich praktiziert.
Seit 2016 existiert ein Entwurf zu Bildung von Kindern mit besonderen Lehr- und Lernbedürfnissen. Er soll verpflichtend für jede inklusive Schule, sowie für jede Schule und jedes Zentrum für Kinder mit Behinderung sein.
Um Lehrkräfte ausbilden zu können, die Kinder mit besonderen Bedürfnissen kompetent unterrichten können, wurde 2014 am College of Education der University of Rwanda (UR-CE) die School of Inclusive and Special Needs Education in enger Zusammenarbeit mit dem Erziehungwissenschaftlichem Fort- und Weiterbildungsinstitut (EFWI) in Landau gegründet.
Im September 2017 hat das Ministerium für Bildung die Aufstellung der Universität verändert und der Campus für die School of Inclusive and Special Needs Education wurde in die östliche Provinz verlegt.
Die Partnerschaft Rheinland-Pfalz Ruanda begleitet und unterstützt seit einigen Jahren in ganz Ruanda verschiedene verpartnerte Zentren und Schulen für Kinder und Jugendliche mit Behinderung. Insgesamt bestehen mittlerweile 16 feste Partnerschaften mit Schulen, Zentren, Vereinen oder Landkreisen. Im Fokus liegt nun unter anderem die nachhaltige Verbesserung der Bildungschancen für Kinder mit Behinderung, die eigenständige Durchsetzbarkeit des neuen Lehrplans, Erhöhung der Kapazitäten des Personals der Zentren und die Veränderung der Denkweise der Verantwortlichen, so dass sie selbst das Potential der Kinder sehen und die Relevanz von Bildung begreifen können.
2016 gründete ein Zusammenschluss verschiedener ruandischer Zentren für Kinder mit Behinderung ein übergeordnetes Netzwerk zur Verbesserung von Kommunikation/Austausch und Projektplanung in der Zusammenarbeit der verschiedenen Mitglieder. SUGIRA, so der Name des Netzwerks, bedeutet im Kinyarwanda „positives Wachstum“ und steht für das Leitmotiv des Netzwerks – der Stärkung der eigenen Arbeit.
Das erste Netzwerktreffen fand im Februar 2016 statt. Seitdem hat sich das Netzwerk weiterentwickelt; es finden regelmäßige Treffen statt, die den Austausch zwischen den verschiedenen Zentren fördern. Bei diesen Treffen wird zudem an einem Aktionsplan gearbeitet, der dem Netzwerk dabei helfen soll, die Zentren gemeinsam zu stärken und auf ein gemeinsames Niveau zu heben. Außerdem soll der Aktionsplan dabei helfen, den einzelnen Zentren eine eigene Struktur zu geben. Im Mai 2017 hat die Abteilung Soziales und Kultur des Koordinationsbüros Kigali eine Netzwerk-Konferenz von SUGIRA organisiert und durchgeführt. Im Zuge dessen konnten wieder regelmäßige Treffen des Netzwerks im Koordinationsbüro etabliert werden. Ein Großteil der Zentren hat damit begonnen den Unterricht an den neuen Lehrplan für SNE anzupassen.
Hinzu kommt das Einbeziehen der Eltern in den Alltag der Zentren, um die Beziehung zwischen Eltern und Kindern zu stärken, indem diese an der schulischen Entwicklung ihrer Kinder teilnehmen. Dadurch soll verhindert werden, dass Kinder mit Behinderung von ihren Familien verstoßen werden.
In Nyabihu, einem Zentrum für Kinder mit Hörbehinderung, wurden die Eltern in Gebärdensprache unterrichtet. Dadurch ist es ihnen möglich, mit ihren Kindern zu kommunizieren und das Verhältnis innerhalb den Familien hat sich stark verbessert, aber auch die Unterstützung der Eltern gegenüber den Zentren hat sich gebessert. Dadurch verbessert sich das gemeinsame Familienleben und der Wille der Eltern, an der Unterstützung der Zentren mitzuwirken.